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Das Trauerredner*in-Alphabet - Z - Anja_Weiss - 13-08-2023 Die Zeit heilt alle Wunden...heißt es. Ich bin da skeptisch, was diesen Ausspruch angeht. Die Zeit bringt Abstand zu einem Erlebnis, das ein Mensch als schrecklich, als traurig empfindet, ja. Doch wie oft habe ich schon gehört von Menschen, die vor Jahren, vor Jahrzehnten sogar einen Verlust erlitten haben und darüber immer noch nicht hinweggekommen sind. Sie trauern noch immer! Sie haben diesen Verlust nie verwunden, haben ihre Lebensfreude eingebüßt. Es scheint mir so zu sein, dass unsere Gedanken, die wir festhalten und nicht loslassen wollen, die heilende Wirkung der Zeit außer Kraft setzen können. Gedanken wie "warum ist er/sie bloß von mir gegangen? Wieso musste diese schlimme Krankheit auftreten? Warum ist dieser schlimme Unfall passiert? Warum ist mir das passiert - dieser schlimme Verlust?" Unser Geist ist sehr machtvoll. Wenn wir immer und immer wieder dasselbe denken, beharrlich an destruktiven Gedanken festhalten, nehmen wir ein vergangenes Ereignis, das uns so traurig gemacht hat, mit in die Gegenwart und mit in unsere Zukunft. Trauer ist eine ganz normale Reaktion auf einen bedeutenden Verlust. Trauer ist ein sehr intensives Gefühl, und doch hat es denselben temporären Charakter, wie jedes andere Gefühl: Es vergeht! In seinem Tempo, zu seiner Zeit - wenn, ja wenn wir auch bereit sind, es gehen zu lassen und nicht durch unsere eigenen, selbstgewählten Gedanken auf ewig festzuhalten. Zeit heilt - auch unsere Trauer, wenn wir bereit sind, dieses tiefe, scharfe Gefühl auszufühlen, und dabei alle Gedanken drumherum loszulassen. Wenn wir dieses nackte, pure Gefühl fühlen, ohne gedanklich Widerstand zu leisten gegen das, was ohnehin passiert - und nicht mehr zu ändern ist, dann keimt sie auf: Zuversicht! Und mit ihr eine neue Form von Lebensfreude, Gelassenheit und innerer Frieden! Zuversichtliche Grüße, Anja Weiß |