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Profi-Trauerredner*in oder Angehörige*r? - Anja_Weiss - 01-09-2022 Es gibt praktisch keine Familie, die sich nicht irgendwann einmal mit folgendem Problem konfrontiert sieht: Ein Familienmitglied ist verstorben und soll nun in einem würdevollen Rahmen beigesetzt werden. Angenommen, der Verstorbene war Kirchenmitglied und fühlte sich in seiner Kirchengemeinde wohl und zugehörig, dann liegt der Fall eigentlich klar und gestaltet sich unkompliziert: Die Trauerfeier für Oma oder Opa wird vom Pfarrer begleitet.
Doch was, wenn Opa zu Lebzeiten aus der Kirche ausgetreten ist, und ein Geistlicher für sein letztes stilles Fest als Begleitung ausscheidet?
Es kommt sogar vor, dass Opa zu irgendeinem Zeitpunkt einen stillen, einsamen Entschluss gefasst hat und heimlich aus der Kirche ausgetreten ist.
Nun, da seine Hinterbliebenen die Trauerfeier zu planen haben, fallen sie aus allen Wolken, wenn offizielle Dokumente den Beweis liefern, dass Opa kein Kirchenmitglied mehr war … oder Oma, je nachdem, welchen Verlust die Familie gerade zu betrauern hat.
Nun ist guter Rat teuer! Das Bestattungshaus des Vertrauens, das die Familie „schon immer aufgesucht hat, wenn jemand verstarb“, weiß sofort zu helfen:
In diesem besonderen, oft auch als heikel empfundenen Fall, wenn der Pfarrer sich weigert, die Trauerfeier zu begleiten (was er in der Regel tun wird, da Opa/Oma nicht mehr zu seinen Schäfchen gehört), empfiehlt der Bestatter die Buchung eines zertifizierten Trauerredners (m/w).
Die Familie kalkuliert... und hüllt sich zunächst in Schweigen.
Opas Beerdigung wird einige tausend Euro kosten. Sollen wir denn dazu auch noch Geld für einen professionellen Trauerredner ausgeben? Außerdem kennt ein fremder Mensch Opa doch nicht so gut, wie wir!
Alle Augen der Familie richten sich auf … Hilde! Sie ist Opas Patenkind und war Zeit seines Lebens sein Sonnenschein!
Da liegt eine Anfrage nahe, die schon seit Minuten in der Luft liegt:
Willst Du nicht auf der Beerdigung ein paar Worte sagen?
„Du kannst das doch so gut, Hilde!“
Der Bestatter beobachtet Hildes überraschten, irritierten und hilflosen Blick.
Seinem empathisch geschulten Auge entgehen nicht die kleinen Schweißtröpfchen, die sich auf Hildes Stirn bilden.
Je nachdem, über welche Charaktereigenschaften Hilde verfügt, wie viel Mut, Souveränität, realistische Selbsteinschätzung und Integrität ihr zu eigen sind, wird sie die Anfrage annehmen oder ablehnen.
In letzterem Fall findet sich wahrscheinlich kein Angehöriger, der diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen will.
In ersterem Fall kann – ohne Hilde zu nahe treten zu wollen -, leicht folgendes geschehen – und geschieht auch tagtäglich auf unzähligen Trauerfeiern auf etlichen Friedhöfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz:
Der Tag der Trauerfeier für Opa bricht an.
Patenkind Hilde fühlt einen großen Druck auf ihren Schultern liegen, da das Gelingen einer würdevollen, warmherzigen Trauerfeier für ihren Patenonkel, unserem „Opa“ nun allein auf ihr lastet.
Zuvor hat Hilde sich die ein oder andere Nacht um die Ohren gehauen, um den Lebenslauf, die besten Anekdoten aus seinem beruflichen und privaten Leben aufzuführen und seine schönsten Wesenszüge, gespickt mit passenden Zitaten aus bekannter Trauerlyrik, zu verbinden.
Hilde spürt: Auch wenn sie gute Referenzerfahrungen gemacht hat mit Referaten, die sie in ihrer Schulzeit gehalten,- und auch wenn sie die ein oder andere Geburtstagsrede im Kollegium zum Besten gegeben hat – dies hier ist doch eine ganz andere Hausnummer, und Hilde fühlt sich an der Grenze zur Überforderung!
Die Trauerfeier beginnt. Hilde steht vorne in der Aussegnungshalle neben der Urne, vor der Familie, dem Freundeskreis und den Vereinsmitgliedern, die ihren Patenonkel über Jahrzehnte begleitet haben; ihre Redeblätter zittern in ihren Händen, ihre Stimme droht zu versagen, da Tränen der Trauer in ihr aufsteigen … Hilde spürt, dass ihr in Anbetracht ihrer emotionalen Betroffenheit über seinen Tod nicht die beste Rede ihres Lebens gelungen ist.
Sie klingt unbeholfen, zu umgangssprachlich, Gedanken wiederholen sich, irgendwie wirken ihre Worte zwar persönlich und warmherzig, aber auf eine unangenehme Weise unsortiert und laienhaft.
Sie sieht die betretenen Blicke der Trauergäste, die zu Boden wandern und fühlt sich peinlich berührt, auf dem Präsentierteller, ausgeliefert.
Unzählige Kehlen schlucken tapfer Tränen der Trauer hinunter, denn Hildes verständliche Betroffenheit und Hilflosigkeit stecken an.
Hilde wünscht, dieser Moment und die ganze Feier mögen nur ganz schnell vorbeigehen.
In ihrem Kopf tönen scheltende Gedanken „ach hätten wir doch nur einen zertifizierten Trauerredner beauftragt“...
Ein*e zertifizierte*r Trauerredner*in macht den Unterschied
Stellen wir uns nun vor, die Familie hätte, statt Hilde mit dieser überfordernden Aufgabe der Nachrufrede in Bedrängnis zu bringen, eine*n zertifizierte*n Trauerredner*in gebucht und ihm oder ihr die gesamte Durchführungsverantwortung für Opas Beerdigung übertragen.
Was hätte dies bedeutet, und was genau macht eigentlich eine*n zertifizierte*n Trauerredner*in aus?
Ein zertifizierter Trauerredner wird ein Mensch sein, der zunächst eine Berufsausbildung in irgendeinem Bereich abgeschlossen - und einige Jahre lang Berufserfahrung gesammelt hat.
Dann ist er oder sie sehr wahrscheinlich in einem bestimmten Lebensabschnitt durch persönliche Reifung und/oder einen persönlichen Schicksalsschlag an einem Wendepunkt angelangt.
Dieser Mensch hat eine empathische Ader an sich entdeckt, die sich in geschmeidiger Weise mit einer gewissen Redegewandtheit, Rhetorik und Schreibfreude paart und für sich festgestellt, diesen immer stärker werdenden inneren Ruf in einen konkreten Beruf umwandeln zu wollen.
Er sucht sich den geeigneten Trauerrednerlehrgang, absolviert ihn mit Feuereifer und geistiger und emotionaler Präsenz, erhält sein Abschlusszertifikat und ist frischgebackene*r, zertifizierte*r Trauerredner*in.
Hier finden Sie solch eine Ausbildung – eine Kooperation der Sprecherakademie und der Trauerfeier-Hilfe:
Fortan empfindet er oder sie seinen Beruf (im Idealfall) als Berufung, und eine stille Freude daran, Verstorbene an ihrem letzten, stillen Fest zu ehren und Angehörigen einen guten Abschied zu bereiten.
Vorteile einer Trauerrede durch einen Angehörigen:
Vorteile einer Begleitung durch einen zertifizierten Trauerredner:
Die warmherzige, vollkommen zutreffende, sprachlich geschliffene und tröstliche Trauerrede des zertifizierten Trauerredners (m/w), die gute Erinnerungen weckt, wird von allen Anwesenden im Trauercafe gelobt!
Trotz der Trauer, die alle nahestehenden Angehörigen eint, breitet sich ein Lächeln auf ihren Gesichtern aus, wenn sie alle übereinstimmend anerkennen:
„Ja, so war er! So war Opa!“
RE: Profi-Trauerredner*in oder Angehörige*r? - Anke Ramm - 15-09-2022 Liebe Anja, wie wahr, wie wahr! Mir fällt noch ein Aspekt ein und der betrifft die eigene Trauer des Angehörigen. Ich habe erleben dürfen, dass die Angehörigen, die die Trauerrede halten, ihren eigenen Trauerprozess dadurch nicht vollständig durchlaufen haben. Das Schreiben war zwar als bereinigender Prozess erlebt worden, allerdings durch das Fehlen des passiven zuhörens ist die Muse und Ruhe des Verarbeitungsprozesses unterbrochen worden. Durch das Erleben und Erfühlen des Abschieds des geliebten Menschen, hat die Seele die nötige Zeit geschenkt bekommen. Liebe Grüße RE: Profi-Trauerredner*in oder Angehörige*r? - Anja_Weiss - 15-09-2022 Liebe Anke, danke Dir sehr für diesen wichtigen Aspekt - ich glaube sofort, dass das so stimmt! Passive Beteiligung, den Worten des Trauerredners, der Trauerrednerin zu lauschen, hilft bei der eigenen Abschiednahme und beim eigenen Trauerprozess - ja! |