Provision und Geschenke von Trauerrednern
Provision und Geschenke von Trauerrednern
Ein herzliches "Hallo",
ja, es mag ein heikles Thema sein, aber ich fasse gerne auch heiße Eisen an, wenn es mir notwendig erscheint.
Immer wieder höre ich, dass Trauerredner*innen an Bestattungshäuser, die unsere Hauptempfehlungsgeber sind,
Provisionszahlungen leisten, um von ihnen im Bedarfsfall bei Trauerfamilien empfohlen zu werden.
Ich frage mich warum? Wir Freie Trauerredner*innen sind in unserer Honorargestaltung, obwohl wir freiberuflich selbständig sind,
leider nicht frei. Es gibt Marktpreise für Trauerrednerhonorare, die für uns mehr oder weniger bindend sind, um Empfehlungen
und damit Aufträge zu erhalten. Leider erreichen wir mit unserer wertvollen Dienstleistung nicht die üblichen Stundensätze wie zum Beispiel Therapeuten, obwohl auch unsere Worte im Idealfall heilend wirken.
Wenn wir keine Redeschablonen benutzen, was die Berufsethik uns verbieten dürfte, sondern individuelle, tröstliche und warmherzige Trauerreden verfassen, fällt unsere gute Arbeit positiv auf das Bestattungsunternehmen zurück, so dass der gute Ruf des Bestattungshauses durch uns noch gestärkt wird.
Warum sollten wir von unserem vergleichsweise eher geringen Honorar (im Schnitt 350,- Euro pro Feier in Deutschland und Österreich) noch etwas abgeben? Der Sinn im Rahmen einer gerechten, partnerschaftlichen Zusammenarbeit erschließt sich mir nicht, von der Ethik und meinem Selbstwert als Trauerrednerin ganz zu schweigen!
Ich habe nichts einzuwenden gegen Empfehlungsmarketing, bei dem Win-Win-Situationen geschaffen werden - zum höchsten Wohl aller.
Aber zahlen zu "müssen", um Aufträge zu erhalten, finde ich sehr fragwürdig!
In den sozialen Medien ist immer wieder zu lesen, dass Trauerredner*innen kleine Geschenke basteln, die sie den Trauergästen im Rahmen der Feier mitgeben.
Auch da frage ich mich: Warum tun sie das?
Geschätzte Kolleg*innen: Wir sind das Geschenk!
Wenn wir hoch qualitative, tröstliche und individuelle Trauerreden vortragen, die die verstorbenen Menschen ehren an ihrem letzten stillen Fest und den Angehörigen einen guten, harmonischen, stimmigen Abschied bereiten, ist unser Dienst erfüllt, meine ich.
Wir dürfen uns unseres Wertes und dem unserer kostbaren Arbeit bewusst sein, ohne zu glauben, noch etwas "oben drauf" mitgeben zu müssen. Oder ist das Motiv dahinter, dass Kolleg*innen von ihrer Rede selbst nicht überzeugt sind?
Dann dürfen an der Redequalität Änderungen vorgenommen werden - mein ich so!
Nachdenkliche, wertebewusste Grüße,
Anja Weiß