Trauerfeier-Hilfe-Forum Information & Hilfe Wissenswertes | zum Mitreden Wie authentisch sollte ein*e Trauerredner*in sein?

Wie authentisch sollte ein*e Trauerredner*in sein?

Wie authentisch sollte ein*e Trauerredner*in sein?

Anja_Weiss

Moderator/in

77
09-09-2022, 21:00 #1
Einfache Antwort: Vollkommen!

Trauerfamilien und ihren Gästen am Beerdigungstag ein*e gute*r Begleiter*in zu sein, gelingt meiner Einschätzung nach am besten, wenn wir authentisch und "echt" sind im Vortrag unserer ehrlich verfassten Trauerrede.

Authentizität wird manchmal jedoch auf unangemessene Weise gelebt und verteidigt, wenn es in Trauerredner*in-Kreisen heißt:
"Wenn ich sehr berührt bin, weine ich eben auch, dann bin ich wenigstens authentisch!"

Als Trauerredner*in mit zu weinen, hat jedoch nichts mit Authentizität zu tun (auch wenn er/sie gerade echt empfunden mit traurig ist), sondern deutet auf eigene, unverarbeitete Verluste hin, die nun während des beruflichen Dienstes in unangemessener Weise und am falschen Platz Ausdruck finden!

Trauerfamilien und ihre Gäste brauchen uns Trauerredner*innen als sehr wohl empathische, aber auch in sich geklärte, starke Leuchttürme, die sie am Beerdigungstag ihres geliebten Menschen sicher durch die Wellen ihrer eigenen, tosenden Gefühle führen!

Ein*e Redner*in, die mit den Angehörigen mit weint, tut keinen guten Dienst, da er/sie eine fremde Trauerfeier (be)nutzt, um eigene Trauerarbeit nachzuholen, die in der Vergangenheit im privaten, stillen Kämmerlein hätte geleistet werden sollen.

Vielleicht ist der/die Trauerredner*in auch versehentlich und unbewusst vom Mitgefühl ins Mitleid abgerutscht - dazu finden Sie hier in diesem Forum einen eigenen Artikel.

Sich eigene Tränen zu verkneifen, ist ebenfalls keine gute Strategie - dies würde die Trauergesellschaft spüren.

Innerlich geklärt zu sein und eigene Trauerarbeit abgeschlossen zu haben, bedeutet natürlich nicht, unberührbar zu sein!
Ein leicht feuchtes Auge oder eine hörbar berührte Stimme an irgendeiner Textpassage kann tröstlich sein, und den Trauernden signalisieren: "Dort steht ein Mensch, der mitfühlen kann, wie ich mich gerade fühle".

Das schafft Verbundenheit, die eint und heilt.

In unserer Trauerredner*in-Ausbildung bei der Sprecherakademie wird auch dieses Thema ausführlich besprochen.
Zusätzlich bekommen alle Seminarteilnehmer*innen eine emotionale Abgrenzungsübung an die Hand, wie auch eine wirkungsvolle 3-Minuten-Übung, die uns bei Lampenfieber schnell wieder in unsere Mitte bringt:

Teilnehmerstimmen zur Ausbildung
Anja_Weiss
09-09-2022, 21:00 #1

Einfache Antwort: Vollkommen!

Trauerfamilien und ihren Gästen am Beerdigungstag ein*e gute*r Begleiter*in zu sein, gelingt meiner Einschätzung nach am besten, wenn wir authentisch und "echt" sind im Vortrag unserer ehrlich verfassten Trauerrede.

Authentizität wird manchmal jedoch auf unangemessene Weise gelebt und verteidigt, wenn es in Trauerredner*in-Kreisen heißt:
"Wenn ich sehr berührt bin, weine ich eben auch, dann bin ich wenigstens authentisch!"

Als Trauerredner*in mit zu weinen, hat jedoch nichts mit Authentizität zu tun (auch wenn er/sie gerade echt empfunden mit traurig ist), sondern deutet auf eigene, unverarbeitete Verluste hin, die nun während des beruflichen Dienstes in unangemessener Weise und am falschen Platz Ausdruck finden!

Trauerfamilien und ihre Gäste brauchen uns Trauerredner*innen als sehr wohl empathische, aber auch in sich geklärte, starke Leuchttürme, die sie am Beerdigungstag ihres geliebten Menschen sicher durch die Wellen ihrer eigenen, tosenden Gefühle führen!

Ein*e Redner*in, die mit den Angehörigen mit weint, tut keinen guten Dienst, da er/sie eine fremde Trauerfeier (be)nutzt, um eigene Trauerarbeit nachzuholen, die in der Vergangenheit im privaten, stillen Kämmerlein hätte geleistet werden sollen.

Vielleicht ist der/die Trauerredner*in auch versehentlich und unbewusst vom Mitgefühl ins Mitleid abgerutscht - dazu finden Sie hier in diesem Forum einen eigenen Artikel.

Sich eigene Tränen zu verkneifen, ist ebenfalls keine gute Strategie - dies würde die Trauergesellschaft spüren.

Innerlich geklärt zu sein und eigene Trauerarbeit abgeschlossen zu haben, bedeutet natürlich nicht, unberührbar zu sein!
Ein leicht feuchtes Auge oder eine hörbar berührte Stimme an irgendeiner Textpassage kann tröstlich sein, und den Trauernden signalisieren: "Dort steht ein Mensch, der mitfühlen kann, wie ich mich gerade fühle".

Das schafft Verbundenheit, die eint und heilt.

In unserer Trauerredner*in-Ausbildung bei der Sprecherakademie wird auch dieses Thema ausführlich besprochen.
Zusätzlich bekommen alle Seminarteilnehmer*innen eine emotionale Abgrenzungsübung an die Hand, wie auch eine wirkungsvolle 3-Minuten-Übung, die uns bei Lampenfieber schnell wieder in unsere Mitte bringt:

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